„Aufmerksam zuhören und miteinander Grenzen verschieben“

Interview mit neuem Clustermanager in NÖ

Portrait von Thomas Gröger, neuer Clustermanager im Kunststoff- und Mechatronik-Cluster Niederösterreich
DI Thomas Gröger zPM, Clustermanager Kunststoff-Cluster und Mechatronik-Cluster, ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH © ecoplus
Ing. Harald Bleier, ehemaliger Clustermanager Mechatronik-Cluster Büro St. Pölten © ecoplus
Ing. Harald Bleier, ehemaliger Clustermanager Mechatronik-Cluster Büro St. Pölten – Mit der Übergabe des ecoplus Clustermanagements von Harald Bleier an Thomas Gröger findet auch gleichzeitig ein Generationenwechsel statt. Harald Bleier, der sich weiterhin im Clusterbereich branchenübergreifenden Innovationsthemen widmen wird: „Thomas Gröger ist der Richtige für die Herausforderungen im Umfeld der Mechatronikbranche. Mit seinem soliden Fundament an Wissen, Beziehungen und Begeisterung hat er die besten Voraussetzungen, um die Zukunft des Mechatronik-Clusters gemeinsam mit Elmar Paireder weiter zu entwickeln.“ © ecoplus
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12.04.2021

Thomas Gröger, seit 2008 als Projektmanager im Kunststoff-Cluster Niederösterreich tätig, folgte mit Jahresbeginn Harald Bleier als Mechatronik-Clustermanager nach. Im Gespräch mit dem MC-report analysiert er die Lage der Mechatronikbranche und verrät seine Ziele und Visionen.

Seit wann sind Sie im Mechatronik-Cluster tätig und in welchen Aufgabenbereichen?

Mein spannender Weg als ecoplus Projektmanager begann 2008 im KC-Team mit der Übernahme des internationalen Cornet-Projekts „UAG – Ultrasonic Assisted Grinding“. Dessen Ergebnisse zur ultraschallunterstützten zerspanenden Bearbeitung hochfester Materialien sind heute bereits fixer Bestandteil im Portfolio jedes namhaften Herstellers von Hochleistungszerspanungsmaschinen. Der Aufbau des Mechatronik-Clusters in NÖ gemeinsam mit OÖ – nach dem Vorbild des KC – war die logische Folge der Synergien beider Technologien, speziell im Bereich der Digitalisierung, und erfolgte ab 2010 gemeinsam mit Harald Bleier. Ab 2015 kamen zu den bisherigen noch die Aufgaben des ecoplus Clustermanager-Stellvertreters für KC und MC hinzu.
 

Was waren für Sie die Highlights der vergangenen drei Jahre?

Stellvertretend möchte ich das Thema Digitalisierung nennen, das den Beweis für die Notwendigkeit von Resilienz liefert. Seit 2010 setzt der MC auf dieses Thema und war seit der ersten Stunde aktiv dabei, gemeinsam mit den Forschungseinrichtungen erste Anwendungen und Produkte, u.a. mit dem Enterprise 4.0-Projektteam, prototypenhaft umzusetzen, gemeinsam Erfahrungen zu sammeln und eine Gruppe zu etablieren, die sich bis heute regelmäßig austauscht sowie neue Ansätze diskutiert und entwickelt. Viele davon wurden wiederum in Cluster-Kooperationsprojekten umgesetzt und weiterentwickelt. Wir haben mit den 3D-Druck-Projekten „AM4Industrie“ und „AdProcAdd“ eine solide Wissensbasis zu den Grundsätzen und Einsatzgebieten von 3D-Druck sowie den weiterführenden unterstützenden Prozessen zur Vor- und Nachbereitung der Teile geschaffen. Mit der Etablierung einer WIFI-Ausbildung für die Gewerbeberechtigung als 3D-Druck-Dienstleister konnte gemeinsam mit der Wirtschaftskammer ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt werden.
 

Und was sind die kommenden Highlights?

Die nächsten Aufgabenstellungen befassen sich mit der Kombination mehrerer Verfahren und den erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen in den Betrieben. In dem Projekt „Mixed Reality Based Collaboration for Industry“ wurden die verschiedenen Möglichkeiten zur Nutzung von Virtual und Augmented Reality im betrieblichen Alltag sowie im Service und Vertrieb erarbeitet und intensiv getestet. Im Folgeprojekt „Impact-sXR“ sollen schließlich die weiterführenden Überlegungen zur Veränderung der Geschäftsmodelle und deren Auswirkungen beleuchtet werden.
 

Wo liegen die Schwerpunkte im MC NÖ und was sind aus Ihrer Sicht die Zukunftsthemen?

Neben den bereits beleuchteten Themen 3D-Druck und Digitalisierungsanwendungen setzen wir weiterhin auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Umwelttechnologien. Mechatronik liefert in diesen Bereichen wesentliche Bausteine und schafft die Möglichkeit, die digitale mit der mechanischen Welt zu verknüpfen und ist somit der entscheidende Faktor zur Umsetzung innovativer Ideen. Wir werden unser bewährtes Konzept des kooperativen Anwendens mit wissenschaftlicher Begleitung weiterverfolgen.

Weitere Themen im Fokus unserer Elektromobilitätsinitiative „e-mobil in Niederösterreich“ sind Mobilitätskonzepte der Zukunft, Energiespeichersysteme und betriebliches Mobilitätsmanagement. Einen weiteren Schwerpunkt setzen wir mit unserer „Enterprise Klima"-Initiative, in der wir den Wandel von einer linearen hin zu einer Kreislaufwirtschaft als Beitrag zum Erreichen der Klimaziele fokussiert bearbeiten.
 

Mechatronik ist der Enabler der digitalen Transformation. Wo sehen Sie hier in NÖ die Kernkompetenzen?

Die enorme Breite dieses Themas bietet viele Ansatzpunkte und Potenziale. Durch die Vielfalt der bei unseren Clusterpartnern vorhandenen Kompetenzen und deren Kombination ergeben sich unglaubliche Möglichkeiten für Kooperationen und Entwicklungen sowie ganz neue Ansätze für Wertschöpfungsnetzwerke. Die Motivation und Aktivität der verantwortlichen Unternehmenspartner sowie die Offenheit, sich mit anderen vertrauensvoll auszutauschen, sind die wahren Enabler für Innovationen. Unsere Aufgabe ist es, diese Menschen zusammenzubringen und ihnen den passsenden Rahmen zu bieten.
 

Wie ist der Mechatronik-Standort NÖ im nationalen/internationalen Vergleich aufgestellt?

Dank einer langen Tradition an solider Ausbildung von der Lehre bis hin zu unseren Universitäten zusammen mit innovativen Unternehmen sehe ich unseren Standort Österreich in einer guten Position, um die aktuellen und kommenden Herausforderungen gemeinsam zu meistern.
 

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der NÖ Betriebe im Hinblick auf Innovationen?

Innovationen entstehen, wenn man sich erlaubt, seine etablierten Systemgrenzen zu überschreiten, sich offen mit anderen austauscht und gemeinsam mutig neue Pfade beschreitet. Um diese Wege möglichst zu ebnen, setzen wir auf kooperative Demonstrationsprojekte mit wissenschaftlicher Begleitung, wobei wir über das Projektmanagement immer ein Auge auf den Nutzen für unsere Partnerunternehmen haben. Wir vom MC-Team sind stolz darauf, dass in der Regel nach diesen ersten gemeinsamen Umsetzungen viele weit größere Projekte bei unseren Clusterpartnern entstehen.
 

Welchen Risiken oder Nachteilen ist die heimische Mechatronikbranche ausgesetzt?

Gerade im vergangenen Jahr hat die Digitalisierung eine gewaltige Beschleunigung erfahren, mit der es sicher nicht immer leicht ist, Schritt zu halten. Da stellt sich oft die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für strategische Entscheidungen und Investitionen ist. Speziell hier können Kooperationsprojekte eine Hilfestellung bieten, indem man gemeinsam mit anderen Entwicklungen ausprobieren kann. Die dabei gesammelten Erfahrungen ermöglichen zumeist fundiertere Entscheidungsgrundlagen und reduzieren somit das Risiko.
 

Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Themen, um mit Innovation durch Kooperation den Standort zukunftsfähig zu halten?

Kooperation findet zwischen Menschen statt. Folgt man dem Ziel, sich zu öffnen, aufmerksam zuzuhören, seine Gedanken zu teilen und miteinander die Grenzen zu verschieben, entsteht daraus etwas Neues. Wir als MC bringen Leute zusammen und ermöglichen Ihnen, genau das zu tun, um das notwendige Vertrauen aufzubauen und dadurch Dynamik entstehen zu lassen. Das ist die Basis unserer Clusterarbeit und unser Beitrag zur Gestaltung einer vielversprechenden Zukunft. Ich freue mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und viele interessante Gespräche!


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DI Thomas Gröger

DI Thomas Gröger

Clustermanagement

Leitung Büro Niederösterreich

Mobil: +43 664 8482697
Tel.: +43 2742 9000 19668
Mag. Elmar Paireder Manager Mechatronik Cluster der Standortagentur Business Upper Austria Leitung Büro Linz

Mag. Elmar Paireder

Cluster-Manager

Leitung Büro Linz

Fachbereich Intelligent Production

Mobil: +43 664 818 6574