Mechatronik im Wandel

© AdobeStock/Robert Kneschke
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DI Dr. Gerhard Dimmler © ENGEL AUSTRIA
„Digitalisierung ohne Maschinenbau ist sinnlos – Maschinenbau ohne Digitalisierung auch.“ – DI Dr. Gerhard Dimmler, Vice President R&D ENGEL AUSTRIA GmbH und MC-Beiratssprecher © ENGEL AUSTRIA
Die fünf Positionen des Mechatronik-Cluster-Beirats zur Weiterentwicklung der Mechatronik in Oberösterreich © Business Upper Austria / Icons: flaticon.com
Die fünf Positionen des Mechatronik-Cluster-Beirats zur Weiterentwicklung der Mechatronik in Oberösterreich © Business Upper Austria / Icons: flaticon.com

23.12.2021

Die Mechatronik ist unerlässlich für die Digitale Transformation. Im Zusammenspiel von Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen ist sie DAS Stärkefeld des Produktionsstandortes Oberösterreich. Gleichzeitig befindet sie sich in rasantem Wandel. Der Beirat des Mechatronik-Clusters hat daher in einem Positionspapier festgelegt, wie Oberösterreich zur Kompetenzregion und zum Enabler der Digitalen Transformation werden soll.

„Digitalisierung ohne Maschinenbau ist sinnlos – Maschinenbau ohne Digitalisierung aber auch.“ Dieses Zitat von Beiratssprecher Gerhard Dimmler war auch der Titel seines Vortrags beim Forum Maschinenbau im Jänner 2021. Es besitzt noch immer Gültigkeit und bringt die Komplexität und Interdisziplinarität auf den Punkt. Oberösterreich hat in den vergangenen 30 Jahren an Höheren Technischen Lehranstalten, der Johannes Kepler Universität Linz, der Fachhochschule OÖ sowie an außeruniversitären Forschungseinrichtungen exzellente Bildungs- und Forschungskompetenz aufgebaut.
 

Überbetriebliche Vernetzungsplattform

Diese ermöglicht eine durchgängige Ausbildung für Mechatronik-Facharbeiter, HTL-Absolventen sowie FH- und Universitätsabsolventen. „Mit der Einrichtung des Mechatronik-Clusters im Jahr 2003 wurde auch eine überbetriebliche Vernetzungsplattform geschaffen, der mittlerweile mehr als 300 Unternehmen und Forschungseinrichtungen angehören und die zu den größten Mechatronik-Netzwerken in Europa zählt“, betont Cluster-Manager Elmar Paireder. Die hohe Bedeutung der Mechatronik in Oberösterreich spiegelt sich auch in der aktuellen Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 des Landes Oberösterreich wider und ist dort neben Werkstoff- und Werkstofftechnologien bzw. IKT als wesentliche Schlüsseltechnologie und Kernkompetenz angeführt.


Kompetenz und Innovationskraft

„Oberösterreich verfügt über eine hervorragende Basis in der Mechatronik. Die damit einhergehende hohe Kompetenz und Innovationskraft sowie deren große Bedeutung für die Bewältigung der Herausforderungen der Digitalen Transformation gilt es auch für die Zukunft nachhaltig sicherzustellen“, sagt Beiratssprecher Gerhard Dimmler. Als Verantwortlicher für die globale Forschung und Entwicklung bei der ENGEL AUSTRIA GmbH kennt er die Herausforderungen ganz genau. Und vor denen steht natürlich nicht nur der Mechatronikstandort Oberösterreich – eine ähnliche Situation finden auch unsere Partner in Niederösterreich vor. Ausgehend von einer Sitzung des Mechatronik-Cluster-Beirats im November 2020 wurden die Herausforderungen für den Mechatronikstandort Oberösterreich diskutiert und in weiteren Workshops sowie persönlichen Gesprächen mit Vertretern und Intermediären des oberösterreichischen Innovationsnetzwerks detailliert.
 

Potenziale gewinnbringend nutzen

„Eines hat die Diskussion ganz klar gezeigt – die Mechatronik wird sich durch neue Technologien in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz stark verändern und zunehmend digitalisiert. Die Mechatronik ist aber gleichzeitig unerlässliche Voraussetzung für diese Digitale Transformation. Daher geht es nun darum, die Potenziale, die sich aus diesen hochdynamischen Wechselwirkungen ergeben, gewinnbringend zu nutzen, zu industrialisieren und diese in Entwicklung, Produktion bzw. Fertigung bis hin zum Service erfolgreich einzusetzen“, ist Dimmler überzeugt.


Enabler der Digitalen Transformation

Unterstützende Softwaresysteme sind durch die Digitalisierung als unsichtbare Elemente immer wichtiger geworden. Elmar Paireder ergänzt: „Als mittelfristige Enabler der Digitalen Transformation sind auch Technologien zu verstehen, die sich noch mitten im Stadium der wissenschaftlichen Forschung befinden. Neues Grundlagenwissen, neue Methoden und Techniken werden die Digitale Transformation unterstützen und beschleunigen, womit das künftige – offene – Gesamtbild immer wieder zu ergänzen sein wird.“


Zahlreiche Einflussfaktoren

Die Technologien und deren Implementierung haben dabei unterschiedliche Zeithorizonte beziehungsweise einen unterschiedlichen Technology Readiness Level (TRL) und werden durch Rahmenbedingungen wie Forderungen bezüglich Nachhaltigkeit (Green Deal), agile und kürzere Entwicklungszyklen oder dem Faktor Mensch und dessen Fach- und Methodenkompetenz maßgeblich beeinflusst. Diese Einflussfaktoren sind sowohl für die Mechatronik an sich als auch für die Digitale Transformation von großer Bedeutung und müssen unbedingt berücksichtigt werden.
 

Fünf Positionen

Aus den Gesprächen und Workshops hat der Beirat des Mechatronik-Clusters fünf Positionen herausgearbeitet, die den Mechatronikstandort Oberösterreich nachhaltig stärken sollen. Sie betreffen die Bereiche Bildung, Forschung, Wirtschaft und Politik. Position #1 betrifft die Sicherstellung der Kernkompetenz Mechatronik an Bildungseinrichtungen Oberösterreichs mit dem Ziel, den künftigen Fachkräftebedarf zu sichern. Weiters muss die Digitale Transformation in Unternehmen forciert werden, um die globale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu stärken.


Mechatronik als verbindende Klammer

Position Nummer drei beschäftigt sich mit der Intensivierung des Technologietransfers zwischen Forschung und Wirtschaft. In weiterer Folge sollten bestehende Förderangebote für die Umsetzung von Leitprojekten besser genutzt werden. Der fünfte und letzte Punkt betrifft die intensivere Vernetzung in der Mechatronik auf internationaler Ebene in Form von Allianzen und internationalen Kooperationen. Das Fazit, das der Mechatronik-Beirat zieht: Die Mechatronik als verbindende Klammer für Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Automatisierungstechnik/Robotik und verwandten Wirtschaftszweigen sowie über Bildungs- bzw. Forschungs- und Entwicklungsinstitutionen verbunden mit aktuellen Herausforderungen der Digitalen Transformation spielt in der strategischen Ausrichtung des Mechatronik-Clusters DIE zentrale Rolle.


Neu zusammengesetzter Beirat

Im Tun spiegelt sich das in der Ausrichtung an Wertschöpfungsnetzen wider, aber auch darin, dass die Möglichkeiten der Mechatronik bei der Digitalen Transformation im Maschinen- und Anlagenbau noch mehr in den Mittelpunkt der Aktivitäten gerückt werden. Auch die Zusammensetzung des Beirats ist der Fokussierung auf alle Bereiche der Wertschöpfungskette geschuldet, sagt Beiratssprecher Dimmler: „Die heuer neu aufgenommenen Beiräte kommen aus dem Maschinenbau und der Softwareentwicklung. Dadurch wollen wir eine möglichst gemeinsame und auch breite mechatronische Sichtweise sicherstellen, selbst wenn zukünftige Themen teilweise nur durch ein Kernteam vorangetrieben werden.


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