"Wir investieren in die Zukunft von morgen"

Interview mit Robert Machtlinger, FACC

Robert Machtlinger, CEO von FACC
Robert Machtlinger, CEO von FACC © FACC

02.04.2019

Robert Machtlinger, Chef des Flugzeugzulieferers FACC, ist der Sprecher der Leichtbauplattform A2LT (Austrian Advanced Lightweight Technology). Im Interview erzählt er über Trends, Herausforderungen und Investitionen.

FACC bekennt sich zum Produktionsstandort Oberösterreich und zur Innovationsführerschaft im Composite-Leichtbau. Wie sieht Ihr Investitionsprogramm aus bzw. welchen Trends in der Luftfahrtbranche begegnet FACC mit Innovationen?

Unser umfassendes mehrjähriges Investitionsprogramm in Höhe von rund 100 Millionen Euro steht unter den Vorgaben „smart production“ und „intelligent products“. Wir investieren heute in die Zukunft von morgen. Zum einen in neue Technologien für zukünftige Anwendungen, um Flugzeuge umweltschonender, leistungsfähiger und für die Passagiere komfortabler zu gestalten. Zum anderen in den Ausbau der Kapazitäten, um das anstehende Industriewachstum bewältigen zu können. Unser Fokus in der Gestaltung der Fertigungsstraßen liegt dabei auf Automatisierung, Industrie 4.0 und Großserienfertigung.
 

Als Global Player kooperiert FACC mit vielen internationalen F&E-Einrichtungen. Was schätzen Sie an regionalen Kooperationen und gibt es Best Practice Beispiele dafür?

Unser Netzwerk mit internationalen und nationalen Forschungseinrichtungen sowohl im universitären als auch nicht-universitären Bereich ist breitgefächert. Best Practice Beispiele in der Region gibt es zahlreiche: Angefangen bei unserer Kooperation mit der FH Wels, mit der wir die Aktive Thermografieprüfung - eine kosten- und zeitsparenden Weltneuheit in der zerstörungsfreien Bauteilprüfung - entwickelt haben. Oder das neue Linz Institute of Technology der Johannes-Kepler-Universität, die aktuell in der Umsetzung der LIT Factory, der Pilot-Fabrik für Kunststoffverfahrenstechnik und Industrie 4.0 Themen, ist. FACC ist auch Unternehmenspartner bei Stiftungsprofessuren an der TU Wien, TU Graz und Montanuniversität Leoben. Vorbildlich ist auch die Austrian Advanced Lightweight Plattform A2LT, die den österreichischen Leichtbauunternehmen ein ideales Netzwerk bietet, um im Themenbereich Leichtbau zu kooperieren und Innovationen voranzutreiben.
 

Themen in der Luftfahrt sind auch Wartung und Service, oft auch Reparatur von Composite Bauteilen. Wie gestalten Sie das Geschäftsmodell Service für Ihre Kunden?

In unserem Kerngeschäft, der Entwicklung und Fertigung von Leichtbaukomponenten für die Luftfahrtindustrie, sind wir Technologiepartner aller Flugzeug- und Triebwerksanbieter. Mit dem Geschäftsfeld Aftermarket Service steigen wir in einen weltweiten Markt mit vielen Fluglinien als Kunden ein. Die Liste reicht von der AUA über die Lufthansa, British Airways und Ryanair bis zu den großen US- und chinesischen Fluglinien. Die Reparatur von Flugzeugen wird derzeit entweder von den großen Fluglinien selbst oder Drittanbietern durchgeführt. Unser großer Vorteil ist, dass wir jahrelange Erfahrung mit Verbundwerkstoffen haben, wir die Beschaffenheit der Teile genau kennen und daher schneller als andere in der Abwicklung der Service-Aufträge agieren können. In den nächsten vier Jahren will FACC gesamt rund 100 Mio. Euro im Aftermarket Service lukrieren. Der Markt für MRO – allen voran die Instandhaltung und Reparatur von Composite-Systemen – wird durch den steigenden Anteil an Composite-Strukturen bei neuen Flugzeugen immer mehr zu einem Geschäftsfeld mit Potenzial. Die weltweite Nachfrage an MRO-Leistungen erreichte 2017 75,5 Milliarden US-Dollar. Tendenz steigend.
 

Als Beiratssprecher der Austrian Advanced Lightweight Plattform A2LT engagieren Sie sich persönlich bei der Gestaltung der Innovationslandkarte in Österreich. Welche Themen sind Ihnen dabei besonders wichtig?

Für den Innovationsstandort Österreich ist es wichtig, künftige industrielle Kernbereiche sowie Schlüssel- und Zukunftstechnologie (u.a. künstliche Intelligenz, 5G-Ausbau, erneuerbare Energien etc.) abzusichern und technologische Kernthemen entlang der Innovationskette zu fördern. Digitalisierung, Industrie 4.0 und Klimaschutz brauchen eine deutliche Stärkung.  Für FACC stellt die Zukunft der Mobilität ein vorrangiges Thema dar. Leichtbau und dessen konsequente Weiterentwicklung werden dabei eine wegweisende Rolle einnehmen. In der Mobilität ist die Forderung nach höherer Energieeffizienz ein zentraler Schwerpunkt. Die Vorgaben in Richtung Klimaschutz und tendenziell steigende Treibstoffpreise aber auch neue Mobilitätsformen wie Autonome Fluggeräte verlangen innovative Lösungen, die Transportmittel leichter, sparsamer, leistungsfähiger und sicherer machen.
 

Das Innviertel hat sich in den letzten Jahren zu einer der am stärksten wachsenden Regionen Österreichs entwickelt. Das verstärkt zusätzlich den aktuellen Wettbewerb um Fachkräfte. Wie bedrohlich ist der Fachkräftemangel für das Wachstum am Standort und wie steuert FACC dagegen?

Für unser geplantes Wachstum – wir wollen laut unserer Vision 2020 im Geschäftsjahr 2020/21 eine Milliarde Umsatz erzielen – stellt der Kapazitäts- und Mitarbeiteraufbau sicherlich eine Herausforderung dar. FACC unternimmt zahlreiche Maßnahmen, um ihren Mitarbeitern ein optimales Arbeitsumfeld zu bieten und ein attraktiver Arbeitgeber auch für potentielle Mitarbeiter zu sein. Natürlich spüren auch wir den Fachkräftemangel, wir schaffen es jedoch aktuell noch recht gut, den Bedarf zu decken. Unsere Werksstandorte befinden sich in Ried, Reichersberg und St. Martin. Dies bietet uns die Möglichkeit, in einem weiteren Radius zu agieren. Bewerber kommen aus den Bezirken Ried, Vöcklabruck und Grieskirchen, bedingt durch die Standorte St. Martin und Reichersberg auch aus den Bezirken Schärding, Braunau und dem benachbarten Bayern.
 

Technikerinnen und Techniker sind heute gefragter denn je zuvor. Sie haben selbst bei der Firma Fischer mit einer technischen Ausbildung gestartet und führen heute das Unternehmen. Wie gelingt es uns junge Leute für die Technik zu begeistern?

Indem wir mit den jungen Menschen schon früh in Kontakt kommen und FACC als spannendes Hightech-Unternehmen mit faszinierenden Produkten und einem Arbeitsumfeld, in dem Technikbegeisterung gefragt ist, präsentieren - sei es durch Teilnahmen am Kindertrag der Industrie oder am Girl’s Day, durch Kooperationen mit den Schulen und Ausbildungsstätten in der Region, durch Schulpartnerschaften, Vergabe von Praktika und Stipendien. Viele Jugendliche nutzen auch immer wieder die Lange Nacht der Forschung, um einen Einblick in die faszinierende Welt der Luftfahrt zu bekommen.

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