AGS: vollautomatisch zum Erfolg

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16.10.2018

Roboter sind schneller, präziser und machen weniger Fehler als der Mensch. Schlucken sie unsere Arbeitsplätze? „Diese Angst ist unbegründet“, meint Walter Kohlbauer, Chef der AGS-Engineering GmbH aus Aurolzmünster. Der Spezialist für automatisierte Sondermaschinen erlebt einen sagenhaften Boom – allein heuer steigert die AGS ihren Umsatz um 25 Prozent.

Als Tüftler war Walter Kohlbauer schon bekannt, als er noch als Elektriker arbeitete. Deshalb hat man auch gern ihn gerufen, wenn in einem Betrieb eine Maschine zickte und niemand wusste, warum. Für eine davon hat der heute 49-Jährige dann kurzerhand eine Computersteuerung entwickelt, das Programm dazu geschrieben, den Schaltschrank umgebaut, eingeschaltet und siehe da: die Maschine lief, besser als zuvor und das ganz automatisch.

Spätestens da wusste Walter Kohlbauer: Automatisierung, das ist sein Ding. Aber wie nun weiter vorgehen? Genau: Wer ein echter Techniker ist, der berechnet seine Zukunft. Kohlbauer trug in eine Excelliste alle möglichen Optionen ein, wendete darauf einen Algorithmus an, bis unter dem Strich herauskam: Selbständigkeit ist für ihn die beste Wahl.

Spezialist für knifflige Fälle
2003 startete er seinen Ein-Mann-Betrieb im Rieder Techno-Z in der Gewissheit, „dass alle Produktionsbetriebe einen enormen Bedarf an Automatisierung haben.“ Schließlich punktete im Hoch-Lohn-Land Österreich schon damals nur, wer der ausländischen Billig-Konkurrenz Paroli bieten konnte. Die AGS erwarb sich schnell „den Ruf, vor kniffligen Aufgaben nicht zurückzuschrecken“ und automatisierte für Betriebe verschiedenster Zweige. Dadurch „haben wir ein breites Prozesswissen entwickelt und sind branchenunabhängig“, so Kohlbauer.

Partner der Globalplayer
Damit fiel die kleine AGS auch Globalplayern auf und ist inzwischen Partner führender Technologiekonzerne wie Siemens Solutions und des bekannten Robotik-Spezialisten KUKA. Vor genau einem Jahr hat Kohlbauer die Eröffnung des Betriebsneubaus in Aurolzmünster gefeiert, aber dort könnte es schon bald wieder eng werden: Allein im laufenden Jahr ist der Umsatz um 25 Prozent gestiegen. Derzeit hat die AGS 45 Mitarbeiter, in fünf Jahren sollen es 70 sein.

„Think big“. Der Erfolg der AGS beruht vor allem auf einer Gabe, die der Firmenchef auch persönlich mitbringt: Das große Ganze zu sehen, immer drei Schritte weiter zu denken. Heute ist es keine Kunst mehr, Maschinen über Computer zu steuern, aber „die Maschinenbauer scheitern zu 95 Prozent daran, die Automatisierung mit der Datenwelt zu verbinden“, so Kohlbauer. Genau diese Verbindung bietet AGS den Kunden, sprich: Von der Auftragsbearbeitung im Büro bis zum Anstoßen der Produktion laufen alle Prozesse automatisch ab.
 

Fokus auf hochkomplexe Roboteranlagen
Künftig will sich Kohlbauer auf hochkomplexe Roboteranlagen fokussieren und sie u. a. mit ausgefeilter Bildtechnik verknüpfen, mit der die Maschine zum Beispiel „Konturen oder fehlerhafte Teile erkennen kann.“ Alles aus einer Hand: Bei AGS wird jede Sondermaschine geplant, entwickelt und in Betrieb genommen. Und das so, dass sich die Investition für den Kunden nach spätestens drei Jahren rechnet.

In Oberösterreich fehlen 12.000 Techniker
Roboter erledigen heute eine Vielzahl industrieller Prozesse und da ist laut Kohlbauer „noch viel Luft nach oben“. Sie sind schneller als der Mensch, präziser, belastbarer und sie werden nicht müde. Das lässt viele um den Arbeitsplatz fürchten. Diese Sorge hält der AGS-Chef für unbegründet: „Allein in Oberösterreich fehlen 12.000 Techniker. So viele kann man mit Automatisierung gar nicht wegrationalisieren.“

Allerdings befinde sich die Arbeitswelt „in einer brutalen Umbruchphase. Aus dem Produktionsmitarbeiter wird ein Techniker.“ Deshalb würde sich Kohlbauer Schulen mit  mehr Praxisbezug und einen Technik-Schwerpunkt „gerade in einer so dynamischen Region wie dem Innviertel“ wünschen. Auch die AGS ist laufend auf der Suche nach Spezialisten, die hier einen Chef mit Handschlagqualität vorfinden, dem freundschaftliches Betriebsklima sehr wichtig ist.

Daheim legt AGS-Chef Schalter manuell um
Überhaupt menschelt es stark bei Walter Kohlbauer, vielleicht gerade weil kühle Roboter seine Berufswelt dominieren. Für die Familie mit den vier Kindern sind seit jeher Fixzeiten reserviert, genauso wie für das Segeln, Tauchen, Fliegen und vor allem das Singen: Der 49-Jährige ist seit seiner Jugend begeisterter Tenor und erlebt ein regelrechtes „Endorphin-Bad“, wenn er etwa mit dem Vornbacher Heinrich-Schütz-Ensemble in die Gefühlswelten des Verdi-Requiems abtaucht.

Auch aus dem Privathaus wird ganz sicher kein Smart Home. Kohlbauer: „Ich sitze eh die ganze Woche und mag bewusst aufstehen, wenn ich einen Schalter betätige.“

Was Industrie-Roboter alles können
Ob Fenster silikonieren oder Autolack feinst schleifen: Roboter haben dem Menschen heute bei fast allen industriellen Prozessen den Rang abgelaufen. Die AGS-Engineering hat schon ferngesteuerte CNC-Maschinen entwickelt, die ganze Hauswände nach individuellem Wunsch fräsen, oder riesige Kräne, die im Rotterdamer Hafen Warencontainer an jeden gewünschten Platz wuchten. Für einen deutschen Autozulieferer hauchte AGS einem kollaborativen Roboter Leben ein – er arbeitet Hand in Hand mit einem menschlichen „Kollegen“. Aktuell tüfteln die AGS-Spezialisten an einem 6-D-Kino, das den Besuchern besonders intensive Filmerlebnisse verspricht.

www.ags-engineering.at


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