„Digitalisierung ist kein Selbstzweck“

Werner Schöfberger © Siemens
Werner Schöfberger ist Prokurist der Siemens AG Österreich. Er leitet bei Siemens in Österreich den Bereich der Prozessautomatisierung und alle Agenden rund um die Digital Enterprise. Die Verantwortung erstreckt sich über Österreich und den Wirtschaftsraum in Zentral- und Osteuropa. © Siemens
Die Siemens-Niederlassung in Linz © Siemens
Die Siemens-Niederlassung in Linz © Siemens

02.11.2023

Werner Schöfberger, Prokurist der Siemens AG, ist seit Juli Beirat im Mechatronik-Cluster. Im Gespräch mit dem MC-report erklärt er, worauf er den Fokus seiner Beiratstätigkeit legen will: Digitalisierung, Cybersecurity, Nachhaltigkeit und lebenslanges Lernen.

Was hat Sie dazu bewogen, sich als Beirat im Mechatronik-Cluster zu engagieren?

Neben meiner Hauptaufgabe als Geschäftsverantwortlicher für die Themen der Prozessindustrie bei Siemens in Österreich habe ich auch die Verantwortung für das Thema Digital Enterprise. Wir verstehen darunter die Verbindung zwischen der digitalen Welt der Software und der Automatisierungstechnik. Hier ist es dann nicht mehr weit zum Thema der Mechatronik. Durch das Ausscheiden von Peter Obermair, der unser Unternehmen bisher als Beirat im MC vertreten hat und dem ich an dieser Stelle ganz herzlich für seine Arbeit danke, ist die Frage aufgetaucht, wer uns in dem für uns so wichtigen Cluster vertreten soll. Und so ist mein Name ins Spiel gekommen.
 

Warum glauben Sie, dass ein Engagement im MC wichtig ist?

Die Mechatronik ist sozusagen das Herzstück der oberösterreichischen Industrie. Sie verbindet die Kompetenzen des Maschinenbaus mit denen der Elektronik, Automatisierungstechnik und vermehrt auch mit der Digitalisierung. Als Siemens ist uns genau diese Interdisziplinarität wichtig, da wir unseren Kunden Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungsprozesse anbieten.
 

Welche Themen sind Ihnen wichtig und werden Sie im MC vorantreiben?

Eines unserer Schlüsselthemen wird im Forschungsprojekt TraceMe abgebildet. Dort werden Lösungen erarbeitet, wie aus einer Kundenanfrage bzw. einer Produktidee in einer strukturierten Art Requirements für das Engineering definiert und dann in konkrete Entwicklungs- und Engineering-Prozesse übergeführt werden. Und dies übergreifend über verschiedene Disziplinen.

Ein weiteres wichtiges Thema ist Cybersecurity ganzheitlich betrachtet sowie am Shopfloor. Anforderungen rund um Cybersecurity, gerade im Hinblick auf die Richtlinie NIS2, werden alle Unternehmen in nächster Zeit massiv beschäftigen. Wenn wir die Vorteile der Digitalisierung am Shopfloor nutzen wollen, müssen wir uns auch mit den Gefahren, die sich dadurch ergeben, auseinandersetzen.

Besonders wichtig sind mir noch Projekte rund um das Thema Nachhaltigkeit. Erst wenn wir verstehen, dass Nachhaltigkeit auch ein riesiges Geschäftspotenzial darstellt und wir es nicht als die Verhinderung von Althergebrachtem sehen, können wir dieses Thema positiv besetzen und Oberösterreich als Modellregion, zum Beispiel für die Kreislaufwirtschaft, entwickeln.
 

Was sind aus Ihrer Sicht die Trends in der Mechatronik?

Ich sehe hier klar zwei Trends. Erstens die weitere Ausbreitung der Digitalisierung über die verschiedenen Geschäftsprozesse sowie zweitens das Verständnis, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern ein wesentlicher Baustein für die Bewältigung der Herausforderungen der Mechatronik.
 

Siemens ist ein globaler Player bei Automatisierung, Digitalisierung Energieeffizienz und vielen weiteren Themen. Man könnte meinen, Ihr Leitbetrieb hätte unsere Unterstützung gar nicht nötig. Wovon profitiert Siemens als MC-Partner?

Wir profitieren einerseits stark von der Vernetzung mit den Unternehmen in der Region. Es gibt hier so viele Unternehmen, die „Thougt Leader“ sind und von deren Domain Know-how wir unheimlich profitieren. Andererseits können wir unser internationales Netzwerk und den Input eines global agierenden Konzerns einbringen.
 

Mit dem vor einem Jahr in Linz eröffneten Siemens>Innovationhub> Oberösterreich hat sozusagen eine neue Zeitrechnung bei Siemens begonnen. Woran wird hier konkret gearbeitet?

Unsere Kernaufgabe ist die lokale Marktbearbeitung in der Region Oberösterreich. Darüberhinausgehend sind wir auch ein über die Region hinaus agierendes Kompetenzzentrum mit zwei Schwerpunkten. Einerseits als global agierender Solution-Anbieter für Projekte in der Automobilindustrie und andererseits als Softwareentwicklungszentrum mit Schwerpunkt für Energiemanagementsysteme.
 

Der Linzer Standortleiter hat gesagt: „Digitalisierung und Dekarbonisierung sind zu bestimmenden Faktoren für eine erfolgreiche und lebenswerte Zukunft geworden." Was trägt die Techbase Linz zu dieser Twin Transformation bei?

Genau die Entwicklung dieser Energiemanagementsysteme ist hierzu ein Paradebeispiel. Wir schaffen damit Transparenz über den Energieverbrauch und bilden damit die Basis, um Fertigungsprozesse zu optimieren. Außerdem ist die Techbase ein wunderbarer Ort zum Arbeiten und damit tragen wir auch zur Lebensqualität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei.
 

Siemens bildet österreichweit Hunderte Fachkräfte in modernen, zukunftsfitten Berufen aus. Wie schlägt sich die Twin Transformation in der Fachkräfteausbildung nieder?

Wir haben Mitte September unser neues Trainingscenter in Linz eröffnet und schlagen mit unserem Weiterbildungszentrum sowohl für unserer Auszubildenden als auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein völlig neues Kapitel in der Ausbildung von Fachkräften auf. Lernen muss als lebenslanger Prozess verstanden werden. Und damit sind wir wieder beim Mechatronik-Cluster.
 

Siemens AG Österreich

Siemens in Österreich ist mit rund 9.000 Menschen – davon knapp 700 in Oberösterreich – und einem Umsatz im Geschäftsjahr 2022 von rund 2,8 Milliarden Euro ein wesentlicher Player bei der Etablierung von industriellen Digitalisierungs- und Automatisierungslösungen in Österreich.

www.siemens.com


Mag. Elmar Paireder Manager Mechatronik Cluster der Standortagentur Business Upper Austria Leitung Büro Linz

Mag. Elmar Paireder

Cluster-Manager

Leitung Büro Linz

Fachbereich Intelligent Production

Mobil: +43 664 818 6574